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Juni 1994

Sprüche! - Nichts als Sprüche...?

Meine Liebe zum Schreiben habe ich eher entdeckt, als "die Liebe" - und obwohl ich es in keinem der beiden Bereiche bisher zur Meisterschaft gebracht habe, sind beide ein Teil von mir: Liebe und Sprüche!

Meinen ersten "eigenen" Sinnspruch habe ich im Alter von ca. 8 Jahren in das Poesiealbum meiner Schwester geschrieben, und - damit niemand je Zweifel an seinem Ursprung hegen kann - mit meinem Namen besiegelt:

"LIEBE ALLE MENSCHEN!"

VON UTE

Neben der schier unendlichen Palette an Veröffentlichungen zum Thema "Lebenshilfe" (Fit-Schön-Gesund und Erfolgreich in 2 Stunden, Taschenbuch für nur lappige 9 Mark achtzig) nimmt dieser Spruch eine eher bescheidene Rolle ein. Aber dafür war dieser - mein Ratschlag - auch kostenlos, und das Beste ist: er funktioniert!

Richtig funktioniert er allerdings nur, wenn er ohne die Vorsilbe "Wenn....., dann " und den Nachsatz"..., aber...." angewendet wird. Und das ist nicht immer einfach...!

Mein "Liebe alle Menschen..." ist mit mir durch die persönlichsten, eigenartigsten, dümmsten und nachdenklichsten Momente meines Lebens gewandert.

Es hat mich nicht davor bewahrt, manche Menschen zuviel, manche zuwenig und andere überhaupt nicht zu lieben....

Aber: Es war und ist mir ein guter Gedanke, wenn sich scheinbar alles gegen mich verschworen hat. Es ist ein guter Weg für mich, aus verfahrenen Situationen einen Ausweg zu finden. Und vor allem (da ich selbst ja auch "alle Menschen" bin) ein gutes Gefühl angesichts unterlassener Tätigkeiten, verpasster Momente und zunehmender Falten!

Im Laufe meines Lebens habe ich dieses "Liebe alle Menschen.." mit einigen "Zusätzen" versehen, die mich daran erinnern, daß auch "Liebe" nicht von Ungefähr kommt, die mich ermahnen, etwas für mich und die Menschen, die ich liebe, zu tun und die mir nicht zuletzt die Kraft geben, meine Aufgaben nicht nur zu erledigen, sondern zu erfüllen.

Zusatz Nr. 1 kam von Schwester. Als "Gegenleistung" für mein "Liebe alle Menschen..." hat sie sich (in Kenntnis meiner angeborenen Faulheit?) folgenden Reim gemacht und in mein Poesiealbum geschrieben:

"Erbitte Gottes Segen für Deine Arbeit ...
- ... aber verlange nicht auch noch,
daß er sie tut...!"

Der Ratschlag war so gut, daß ich ihn - gerade in den letzten Monaten, wo es oft "sehr eng wurde" - befolgt habe. So sehr befolgt, daß meine Liebe zu mir und meinem Beruf dabei fast auf der Strecke geblieben wäre.

"Wäre" - denn da gibt es ja noch den zweiten Zusatz, den ich mir vor jedem Gespräch mit einem Kunden und vor jeder Schulung immer wieder ins Gedächtnis rufe:

"Du kannst ohne Liebe Holz spalten
und Ziegel formen...
aber mit Menschen darfst Du
nie ohne Liebe umgehen...!"

In meiner Eigenschaft als Trainerin, Tochter, Mutter, Ehefrau und Freundin habe ich reichlich Gelegenheit gehabt, diese Liebe zu Menschen und Dingen - ungeachtet der täglichen Umstände - unter Beweis zu stellen.

Ob es mir gelungen ist, dieses so wichtige Prinzip umzusetzen, können nur (und werden) andere entscheiden. Was mir bleibt, ist das Bewußtsein, immer wieder persönlich, mit Begeisterung und einem ganz "warmen" (wenn auch manchmal flauen) Gefühl in der Magengegend, auf die Menschen zuzugehen, die ich mir durch meine Arbeit "vertraut mache".

Vor einiger Zeit haben wir wieder einmal in einer Seminarpause im Wintergarten gesessen, um uns von Befehlen und Funktionen zu erholen. Es gab viel zu erzählen (von den Erfahrungen der Teilnehmer, der Gründung von schulung & mehr und den Aufgaben, die mit den Schulungen und dem Haus verbunden sind).

Und irgendwann kam dann die Frage: "Sagen Sie mal, das alles kostet doch unheimlich viel Kraft - wo nehmen Sie die immer wieder her...?" - "Aus der Liebe zu meinem Beruf " - hab` ich da glaube ich geantwortet - "und aus der Freude darüber, dass ich, mit dem was ich kann, anderen weiterhelfe"!

Was ich dabei vergessen habe, ist der Glaube: an mich selbst, an andere und natürlich auch - das Vertrauen und die Liebe anderer in mich.

Ich bin schon lange aus der Institution Kirche ausgetreten. Aber trotzdem - oder gerade deshalb bin ich sicher, dass wir alle, jeder von uns, etwas brauchen, auf das wir vertrauen können.

Nennen wir es "Gott", "Allah", oder "Buddha", die Kraft der positiven Gedanken, das Universum, Freundschaft oder wie auch immer. Ich bin sicher, dass Vertrauen, Glaube und Liebe unendliche Kraft spenden können, die es jedem ermöglichen, Berge zu versetzen.

Und das heißt natürlich auch, dass liebevolle Gedanken und Segenswünsche, die wir uns und/oder anderen senden, ihren Empfänger von ganz alleine finden.

In einem Buch mit dem sehr unprosaischen Titel "Das Powerprinzip" habe ich vor wenigen Tagen diesen wunderschönen irischen Segensspruch gefunden:

"Möge Dein Weg immer eben sein.
Möge Dir der Wind immer in Rücken sein.
Möge Dir die Sonne das Gesicht wärmen
und der Regen sanft auf Deine Felder rieseln,
und möge Gott, bis wir uns wiedersehen....
schützend seine Hand über Dich halten!"